Das Schweigen der „Faktenchecker"
André D. Thess
09. Dezember 2021
Die Behauptung: Der Astrophysiker Harald Lesch spricht in einer Talkshow am 4. November 2021 über Wind, Sonne und Kernenergie. Über den Anteil der Kernkraft an der Weltenergie sagt er ab Minute 54: „ist ja gar nichts".
Meine Analyse: Mit wenigen Mausklicks, beispielsweise im neuesten BP Statistical Review of World Energy und hier lassen sich für 2021 folgende Zahlen finden:
- Kernenergie: 2700 TWh
- Wind: 1600 TWh
- Solar 855 TWh
Die Zahlen zeigen, dass der Anteil der Kernenergie an der Weltstromproduktion größer ist als die von Sonne und Wind zusammengenommen. Leschs Aussage ist nicht nur falsch. Sie müsste in seiner Wortwahl sogar bedeuten, dass Wind- und Solarenergie „erst recht nichts“ sind. Eine Verkennung der Realität.
Wo bleibt der Aufschrei der „Faktenchecker“? Bei Fehlern von Windenergiekritikern sind sie mit Zitaten wie „völliger Quatsch“, „Klimapolemik“ und „teilweise grotesk falsch“ nicht so zurückhaltend.
Mein Fazit: Kernenergiekritiker und Windenergiekritiker werden von „Faktencheckern“ anscheinend mit zweierlei Maß gemessen. Für die Erzeugung eines gesellschaftlichen Konsens zu Energie- und Klimapolitik ist solche Doppelmoral nicht förderlich.
Der Autor: André D. Thess ist Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart und Autor des Buches „Sieben Energiewendemärchen?“ Kontakt: energiewendemaerchen@t-online.de