Das vom deutschen BMBF geförderte Projekt CAMaRSEC wurde am 10. Oktober mit einer Auftaktkonferenz und der Einweihung des lokalen Projektbüros in Hanoi feierlich eröffnet.
In enger Kooperation zwischen den deutschen und den vietnamesischen Partnern werden in den nächsten drei Jahren in Hanoi Forschungseinrichtungen aufgebaut und so die Grundlagen für eine lokale bauphysikalische Materialforschung gelegt, die zum einen die Umsetzung von notwendigen fortschrittlichen Baustandards ermöglichen und zum anderen es Herstellern erlaubt ihre Baustoffe und Bausysteme für das anspruchsvolle tropische Klima zu optimieren sowie neue Produkte zu entwickeln.
In der Diskussion der Auftaktkonferenz wurde deutlich, dass verlässliche und funktionstüchtige Lösungen für die breite Umsetzung des energieeffizienten und nachhaltigen Bauens in Vietnam notwendig sind. Prof. Dr. Hartwig Künzel vom Fraunhofer Institut für Bauphysik betonte, dass in Vietnam andere Randbedingungen als in Deutschland vorliegen und besonders auch die hygrothermischen Eigenschaften der Baumaterialien untersucht werden müssen. Bausysteme müssen für die tropischen Bedingungen entsprechend entwickelt werden. In der Vergangenheit haben Bauschäden mit neuen und innovativen Bausystemen das energieeffiziente Bauen diskreditiert. Dr. Le Trung Thanh, der Generaldirektor des Vietnamesischen Instituts für Baumaterialien, sagte dass die Bauherren in Vietnam nachhaltig bauen möchten, dass aber verlässliche Lösungen notwendig sind. Das Bauministerium plant derzeit die Einrichtung von bauphysikalischen Testlaboren zur Umsetzung der bestehenden Gebäudeenergiestandards. Vu Thi Kim Thoa, Beraterin bei der GIZ, erklärte, dass den Bauherren gezeigt werden muss, dass innovative Lösungen auch funktionieren und verlässlich und ohne hohe Mehrkosten umgesetzt werden können. Dr. Bui Hong Hue, der Rektor des College of Urban Works and Construction, betonte, dass dazu auch die Bauarbeiter zu Umsetzung innovativer Bauweisen geschult werden müssen. Das umsetzungsorientierte Forschungsprojekt CAMaRSEC verbindet diese Aktionsfelder und fördert die deutsch-vietnamesische Zusammenarbeit in der Bauforschung und der Bauausführung.
Dabei arbeitet das Fraunhofer Institut für Bauphysik zusammen mit dem Vietnamesischen Institut für Baumaterialien (VIBM), ein Institut unter dem Vietnamesischen Bauministerium, an der Einrichtung eines Bauphysiklabors und eines Freilandtestfeldes nach dem Vorbild der Einrichtungen in Stuttgart und in Holzkirchen. Die Firma TAURUS Instruments AG unterstützt die Einrichtung als Industriepartner. Die Umsetzung notwendiger Bauqualitäten wird durch den Projektpartner Bau Bildung Sachsen e.V. und das College of Urban Works and Construction in Hanoi durch die Entwicklung von materialgerechten und lokalangepassten Lehrplänen für die Ausbildung von Bauarbeitern unterstützt. Die lokalen klimatischen und nutzungsspezifischen Randbedingungen werden durch umfangreiche Nutzerbefragungen durch die Universität Hamburg und durch Raumklimamessungen durch die Universität Stuttgart und die National University of Civil Engineering in Hanoi und die Ton Duc Thang University in HCMC ermittelt. Die Forscher der Universität Stuttgart arbeiten auch an der Lebenszyklusbewertung von Bausystemen und zusammen mit dem VIBM an einem Kennzeichnungssystem für Baumaterialien auf dem vietnamesischen Markt. Das Projekt wird durch Dr. Dirk Schwede von der Universität Stuttgart koordiniert und geleitet.
Das Projekt „Klimaangepasste Materialforschung für den Sozioökonomischen Kontext in Vietnam“ (CAMaRSEC) wird als "CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen" Vorhaben im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung – FONA“ des BMBF unter Förderkennzeichen 01LZ1804A-E für die Projektlaufzeit von 7/2019-6/2022 mit insgesamt etwa 2.1 Mio. Euro gefördert.
Kontakt
Dr.-Ing. Yuanchen Wang
Wissenschaftlicher Mitarbeiter